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Thema: "Stress-Titer"?

  1. #1
    Unregistriert
    Gast

    "Stress-Titer"?

    Hallo,

    ich befinde mich derzeit in Überlegungen einen Hund aus Spanien zu adoptieren. Ich habe bereits Kontakt zu mehreren Vereinen aufgenommen um ich grundsätzlich zu informieren und natürlich ging es dabei zwangsläufig auch um das Thema "Mittelmeerkrankheite n". Ich habe viele - manchmal auch widersprüchliche - Informationen erhalten und bin im Zuge meiner Informationsbeschaffung letztendlich in diesem sehr hilfreichen Forum gelandet.

    Man liest auf diversen Homepages immer wieder etwas von einem sogenannten "Stress-Titer"; nun habe ich hier im Forum einen Beitrag gefunden, in dem darauf hingewiesen wird, dass es etwas derartiges überhaupt nicht geben kann - entweder der Hund hatte Kontakt mit dem Erreger und ist nachweislich infiziert oder eben nicht. Leider finde ich den Beitrag nicht mehr und möchte deshalb hier noch einmal fragen und um Klärung bitten. Bedeutet ein Titer von 1/50, dass der Hund infiziert ist und die Krankheit möglicherweise irgendwann einmal ausbrechen wird oder kann es sich dabei auch um ein falsch-positives Ergebnis handeln?

    Für mich wird es nach der Lektüre der traurigen Schicksale von Leishamia-positiven Hunden immer schwieriger einzuschätzen, ob ich mir die Adoption eines möglicherweise leish-positiven Hundes EMOTIONAL zutrauen kann. Bisher bekam ich von einigen Vereinen vornehmlich das Bild vermittelt, dass Leishmaniose doch eher recht selten auftreten würde. Nach umfangreicher Recherche bin ich da nun eher skeptisch ...

    Ich habe leider auch bisher die Erfahrung machen müssen, dass man, sobald man anfängt diesbezüglich kritisch nachzufragen, bei einigen Organisationen automatisch auf einer Art "schwarzen Liste" landet und mit dem Etikett "ist nicht bereit einen kranken Hund aufzunehmen = schlechter Mensch, nicht aufopferungsvoll genug" versehen wird. Deshalb möchte ich meinen Namen hier nicht kundtun.

    Ich bedanke mich ganz herzlich im Voraus für Eure Antworten und Einschätzungen zu diesem Problembereich.

    Herzliche Grüße

  2. #2
    Inaktiv
    Registriert seit
    07.2007
    Beiträge
    0
    Hallo Gast,

    und willkommen im Forum!

    Einen Stress-Titer in dem Sinne, dass eine Laborauswertung bei einem Individuum ohne Erregerkontakt deshalb "positiv" anzeigt, weil sich das Tier bei Blutabnahme oder aufgrund seiner Lebensumstände gerade im Stress befunden hat, gibt es nicht.
    Allerdings wirkt Stress sich durchaus auf unser aller Immunsystem aus, so dass infizierte Tiere im Stess durchaus mehr Antikörper bilden und auch eher vor Erregern kapitulieren können.

    Weiterhin haben wir es durchaus auch mit Falsch-Positiven Antikörpertests zu tun - bei symptomlosen Tieren ist die Fehlerquote übrigens höher, als bei Tieren, die Symptome zeigen.

    Auch falsch-negative Antikörpertests sind bekannt.

    Hinzu kommt das Problemfeld das ganz frischen Infektionen, in denen ein Tier noch gar keine Gelegenheit hatte, hinreichende Antikörper gegen einen Erreger auszubilden und der Erkrankungen, bei denen wir von langen Inkubationszeiten ausgehen müssen. Auch Laboruntersuchungen sind immer nur Momentaufnahmen.

    Und dann gibt es noch Tiere, die zwar infiziert sind, aber keine Antikörper ausbilden, so dass die Tests versagen.

    Auch aus diesem Grunde empfehlen wir, sich mit den Tests aus Herkunftsländern nicht zufrieden zu geben, sondern diese nach Ankunft zu wiederholen und nicht lediglich die jeweiligen Reiseprofile durchtesten zu lassen, sondern darüber hinaus auch Blutbild, Organwerte und Serumeiweißelektrophorese n anfertigen zu lassen.

    Ob ein Titer von 1:50 oder 1: irgendwas als positiv oder negativ zu bewerten ist, richtet sich nach den Referenzwerten des Labors - jedes hat hier seine eigenen.

    Mithin: Du kannst auch bei erfolgreichen Negativ-Tests an ein durchaus infiziertes oder krankes Tier kommen - das gelingt Dir aber beim Kauf vom inländischen Züchter auch. Wer sich ein Haustier als Familienmitglied zulegt, sollte sich immer prüfen, ob er der Tatsache, sich nach Jahren für den letzten Gang verabschieden zu müssen und vielleicht auch Jahre auf Erkrankungen Rücksicht zu nehmen, tatsächlich gewachsen ist.

    (Manche meinen, man sollte sich dies auch bei der Anschaffung eigener Eltern, Lebenspartnern und Kindern gut überlegen, manche tun das auch, nicht selten mit Gewinn ).

    Ob eine Infektion dann auch gleich in eine Erkrankung, Siechtum, Tod ... mündet, hängt von viellerlei Faktoren ab und ist nicht allgemeinverbindlich zu beantworten.
    Wir sind sehr stolz auf unsere Sammlung in jungen Jahren positiv getesteter Senioren im Forum.

  3. #3
    Unregistriert
    Gast
    Zitat Zitat von atb Beitrag anzeigen
    Hallo Gast,

    und willkommen im Forum!

    Einen Stress-Titer in dem Sinne, dass eine Laborauswertung bei einem Individuum ohne Erregerkontakt deshalb "positiv" anzeigt, weil sich das Tier bei Blutabnahme oder aufgrund seiner Lebensumstände gerade im Stress befunden hat, gibt es nicht.
    Allerdings wirkt Stress sich durchaus auf unser aller Immunsystem aus, so dass infizierte Tiere im Stess durchaus mehr Antikörper bilden und auch eher vor Erregern kapitulieren können.

    Weiterhin haben wir es durchaus auch mit Falsch-Positiven Antikörpertests zu tun - bei symptomlosen Tieren ist die Fehlerquote übrigens höher, als bei Tieren, die Symptome zeigen.

    Auch falsch-negative Antikörpertests sind bekannt.

    Hinzu kommt das Problemfeld das ganz frischen Infektionen, in denen ein Tier noch gar keine Gelegenheit hatte, hinreichende Antikörper gegen einen Erreger auszubilden und der Erkrankungen, bei denen wir von langen Inkubationszeiten ausgehen müssen. Auch Laboruntersuchungen sind immer nur Momentaufnahmen.

    Und dann gibt es noch Tiere, die zwar infiziert sind, aber keine Antikörper ausbilden, so dass die Tests versagen.

    Auch aus diesem Grunde empfehlen wir, sich mit den Tests aus Herkunftsländern nicht zufrieden zu geben, sondern diese nach Ankunft zu wiederholen und nicht lediglich die jeweiligen Reiseprofile durchtesten zu lassen, sondern darüber hinaus auch Blutbild, Organwerte und Serumeiweißelektrophorese n anfertigen zu lassen.

    Ob ein Titer von 1:50 oder 1: irgendwas als positiv oder negativ zu bewerten ist, richtet sich nach den Referenzwerten des Labors - jedes hat hier seine eigenen.

    Mithin: Du kannst auch bei erfolgreichen Negativ-Tests an ein durchaus infiziertes oder krankes Tier kommen - das gelingt Dir aber beim Kauf vom inländischen Züchter auch. Wer sich ein Haustier als Familienmitglied zulegt, sollte sich immer prüfen, ob er der Tatsache, sich nach Jahren für den letzten Gang verabschieden zu müssen und vielleicht auch Jahre auf Erkrankungen Rücksicht zu nehmen, tatsächlich gewachsen ist.

    (Manche meinen, man sollte sich dies auch bei der Anschaffung eigener Eltern, Lebenspartnern und Kindern gut überlegen, manche tun das auch, nicht selten mit Gewinn ).

    Ob eine Infektion dann auch gleich in eine Erkrankung, Siechtum, Tod ... mündet, hängt von viellerlei Faktoren ab und ist nicht allgemeinverbindlich zu beantworten.
    Wir sind sehr stolz auf unsere Sammlung in jungen Jahren positiv getesteter Senioren im Forum.

    Ganz herzlichen Dank für die umfassende Aufklärung!
    Über den Sinn mit der Phrase vom Stresstiter vorzugaukeln, ein Hund wäre gar "nicht wirklich infiziert" möchte ich mich dann hier nicht weiter auslassen. (So ist es tatsächlich in Telefonaten geäußert worden ...)

    Und nur um dies auszuräumen: natürlich bin ich mir der Tatsache bewusst, dass JEDES Haustier, unabhängig von seiner Herkunft, schwer erkranken kann und glaube mir, ich werde alles aber auch wirklich alles tun um dieses Tier nicht nur zu behandeln, sondern ihm auch ein würdiges Leben und Sterben zu ermöglichen. Ich habe in meinem Leben immer mit Haustieren gelebt und sie auch auf ihrem letzten Weg begleitet. Ich denke hier weiß jeder, wie weh es tut, ein Tier leiden zu sehen. Ich habe momentan viele ältere Tiere um mich herum; allen voran mein 34(!) jähriges Pony ...
    Wenn ein Tier erkrankt, kümmert man sich ... Klar! Aber von vornherein ein krankes Tier zu übernehmen, bei dem ich weiß, dass es eventuell eine geringere Lebenserwartung hat und bei dem wahrscheinlich ist, dass es einen mitunter langen Leidensweg vor sich hat ... ich bin ehrlich: ich weiß nicht, ob ich daran nicht verzweifle und es mich so traurig macht, dass der Hund gleich auch noch mit depressiv wird ...

  4. #4
    Forum-Team
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    10.866
    Hallo Gast!

    Was spricht denn dagegen, dass Du Dich registrierst und Dir durch Lesen in den Kranken-Geschichten des internen Bereichs einen etwas genaueren Eindruck verschaffst? Oder/und weitere Fragen stellst?

    Wie Anke schon schrieb, es gibt einige Hunde im Forum, die nun schon viele Jahre leben mit ihrer aktiven Erkrankung oder auch völlig unauffällig und ohne Symptome, aber einem positiven LM-Titer.

    Natürlich muss man sich auch fragen, ob die finanziellen Mittel gegeben sind, um ein, in Deinem Fall ja, weiteres Tier aufzunehmen, das krank ist bzw. werden könnte.

    Liebe Grüsse &

    Andrea

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