Mein Hündin ist tot. Sie wurde nur 3 ½ Jahre alt. Was bleibt ist Leere und das Bedürfnis, etwas über ihren Leidensweg zu schreiben.
Vielleicht auch, um jemandem zu helfen, der aktuell oder in Zukunft die Krankheiten Leishmaniose oder Anaplasmose googelt.

Sie war ein hübscher, schwarzer Pointer-Mix aus Spanien.
Wir vermuten, dass sie sich bereits dort mit Leishmaniose angesteckt hatte. Wie so viele Straßenhunde in Süd-Europa. Sie wurde dann mit knapp einem Jahr nach Deutschland in ein Tierheim und anschließend in eine Familie vermittelt.
Von dort ging es zurück ins Tierheim, wo wir sie dann vor fast zwei Jahren fanden und zu uns nach Hause nahmen. Die große Liebe 

Der Leishmaniose-Test war übrigens negativ. Heute wissen wir, dass er im Prinzip nichts wert ist.
Alles war gut. Sie war quirlig, eigensinnig, mochte andere Menschen nicht so sehr, aber uns liebte sie.

Irgendwann, ich weiß es schon nicht mehr, fingen die Durchfälle an. Das Futter wurde umgestellt. Mal ging es besser, mal schlechter. Ihr Allgemeinzustand war – subjektiv- gut.
Im Oktober 2018 veränderte sich die Lage. Die Bluttests ergaben schlechte Nierenwerte.
Der Tierarzt schlug Elektrolyte vor, legte ihr einen Zugang und schickte uns mit 4 oder 5 Behältern (á einem Liter) nach Hause. Dort verabreichten wir ihr die Flüssigkeit. Jeden Tag ein Behälter. Alles auf einmal.
Heute wissen wir, dass maximal 90 ml in der Stunde verabreicht werden dürfen und wir sie mit der Aktion fast ertränkt hätten.

Nach drei Tagen war ihr Zustand so schlecht, dass wir uns entschieden, sie nach Duisburg in die Tierklinik zu bringen. Dort wurde sie dann auf Leishmaniose positiv getestet.
Sie bekam Milteforan und Allopurinol und durfte die Klinik nach 5 Tagen, relativ abgemagert, verlassen.
Wir haben dann das Milteforan noch 23 Tage verabreicht. Das Allopurinol bekam sie seitdem immer. Sie bekam außerdem eine Nierendiät (Dosenfutter von Medical).
Ihr Zustand verbesserte sich zusehends. Der Durchfall verschwand und sie nahm schnell wieder zu. Alles war wieder gut. Dachten wir. Natürlich haben wir noch mehrfach ihr Blut untersuchen lassen.
Kreatinin war in Ordnung, wenngleich nicht gut. Der Leish-Titer ebenso. Die letzte Untersuchung war Ende Mai.

Wir haben dann angefangen, für sie zu kochen. Meistens Hühnerbrust mit Reis und Möhren.

Im Urlaub vor 5 Wochen veränderte sie sich stark. Immer wieder, aber nicht an jedem Tag, schienen ihr ihre Gelenke Problem zu machen. Sie bewegte sich wie ein alter Hund. Und abends zitterte sie häufig. Aber immer im Wechsel mit guten und aktiven Tagen.
Wir brachen ab und fuhren praktisch direkt zu einem Tierarzt. Der Bluttest ergab einen mega Kreatininwert. Wir versuchten es, mit Milteforan in den Griff zu bekommen. Hatte ja schon einmal funktioniert. Dieses Mal war es irgendwie anders. Sie baute mehr und mehr ab. Schien Schmerzen zu haben. Der Bauch war verhärtet. Das Zahnfleisch nicht mehr rosa.
Nach einer Woche brachen wir ab und brachten sie wieder in die Tierklinik nach Duisburg. Dann begannen 13 Tage zwischen Hoffnung und Bangen, Freude und Verzweiflung.
Jeder Tag war schwierig. Es gibt dort einfach zu viele behandelnde Ärzte und eine Erreichbarkeit, die einfach nicht gegeben ist. Vor allem wurde uns schnell klar, dass man dort das Thema Leishmaniose nur oberflächlich kannte.

Wir nahmen schließlich Kontakt zu einer Frau auf, die über Leishmaniose ein Buch veröffentlicht hatte. Sie sagte uns, dass man unseren Hund auch auf Anaplasmose untersuchen müsste und empfahl uns einen auf Leish spezialisierten Tierarzt (darf man den hier nennen?).
Natürlich war unsere Hündin Anaplasmose positiv. Warum ist die Tierklinik nicht darauf gekommen? Zumal die Symptome eindeutig waren.
Wir schafften es, dass die Tierklinik zähneknirschend Kontakt zu dem Tierarzt aufnahm. Sie bekam nun Doxycyclin. Aber es wurde nicht besser. Der Hämatokrit fiel auf 16. Unsere Hündin brauchte eine Bluttransfusion. Zum Glück hatte die Klinik noch eine Konserve. Außerdem bekam sie das als Dopingmittel bekannte EPO.
So richtig schlug die Behandlung aber nicht an. Der Hämatokrit erhöhte sich nur minimal. Obwohl sich die Nierenwert gut erholt hatte. Die Klinik beabsichtigte Glucantime zu verabreichen, was der TA aber verneinte, da es ihre Nieren massiv geschädigt hätte.
Zu allem Überfluss lagerte sie nun Wasser im Körper. Sie sah so schlimm aus.

Am letzten Montag dann die Hiobsbotschaft: Der Hämatokrit lag bei 13. Sie brauchte eine weitere Bluttransfusion und es gab keine Konserve mehr. Wir haben es dann geschafft, die Hunde von Freunden als Spender zur Klinik zu bringen. Am Dienstag wurde klar, dass auch das nur bedingt geholfen hatte. Der Hämatokrit lag nun bei 18,4 und wir entschlossen uns (nach Absprache mit dem TA) alles auf eine Karte zu setzen und holten sie nach Hause. Kein Tropf, kein Antibiotikum und kein Doxy (da der TA vermutete, dass sich Milte und Doxy möglicherweise gegenseitig behindern).
Die Basis für alles war: Sie musste wieder selbständig fressen. Und das tat sie 
Außerdem verlor sie fast das ganze im Körper eingelagerte Wasser. Sie war dünn, sah aber wieder aus wie unser Hund. Und sie spielte wieder mit ihrem Ball. Wir waren so glücklich und wieder voller Hoffnung.

Dabei fiel allerdings auf, dass sie Probleme hatte, dem Ball mit den Augen zu folgen. Das war am Donnerstag. Am Freitag wollte sie nicht mehr fressen, verhielt sich apathisch und fand den Weg im Haus nicht mehr. Ihr Netzhaut schimmerte grau. Das war der Moment, an dem wir uns –in Absprache mit dem TA- entschieden, das Leiden zu beenden.

Jetzt, nach 3 Tagen, fragen wir uns natürlich auch, was wir falsch gemacht haben. Es ist schwierig. Ja, vielleicht hätte uns der eine oder andere Punkt auffallen müssen.
So habe ich im März eine Veränderung ihres Wesens festgestellt. Sie wurde ruhiger. Nicht extrem, aber dennoch etwas. Mir kam das recht. Sie war halbtags mit mir im Büro, was anfangs durchaus anstrengend war. Das war für mich viel einfacher und habe es deshalb nicht hinterfragt.
Im Sommer, als es so heiß war, haben wir schon mal den Gartenschlauch angeschlossen. Sie hat es geliebt, in den Wasserstrahl zu springen. Sie sprang jedoch nicht mehr ganz so hoch. Das fällt mir jetzt ein. In besagtem Augenblick war alles ok. Sie spielte ja immer noch sehr wild. Oder das Aussteigen aus dem Auto. Früher ein schneller Sprung, dann minimal zögerlicher. Ich habe mir nichts dabei gedacht.

Das Futter: Wir haben seit Mai (?) für sie gekocht. Aber praktisch ohne Fett. Hunde brauchen Fett in der Nahrung. Möglicherweise haben wir so ihr Abwehrsystem geschädigt, ohne es zu wissen.
Klar, es ist müßig. Sie ist weg und kommt nie wieder. Aber vielleicht hat jemand einen ähnlichen Fall und freut sich über Informationen?
Außerdem würde ich heute bei der Untersuchung des Bluts darauf achten, dass die Eiweiß-Elektrophorese erfasst wird. Dieser Wert gibt Aufschluss, ob der Hund tatsächlich einen Leishmaniose-Schub hat. Der Titer ist nur ein Wert über die Anzahl der Leishmanien. Manche Hunde sind bei einem geringen Wert bereits krank und anderen geht es bei einem hohen Wert gut (wurde uns gesagt).

Tja, und die Anaplasmose? Keine Ahnung. Sie trug seit März ein Scalibor und hatte genau 2 Zecken (zwischen den Zehen). Ob eine davon die Krankheit ausgelöst hat? Ich werde es nie erfahren.
Ich hoffe, dieser Text hilft dabei, Fehler, wie wir sie gemacht haben, zu vermeiden.