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Thema: Einschätzung Laborbericht

  1. #1
    Canis
    Gast

    Einschätzung Laborbericht

    Hallo zusammen, wir sind nun seit einem Jahr auf der Suche nach der Ursache für die Symptome meiner Hündin. Sie ist vier jährig, stammt aus Ungarn und ist seit drei Jahren bei mir. Begonnen hat es vor einem Jahr mit einem sich verschlechternden Allgemeinzustand. Sie hat sich sehr untypisch zurückgezogen, mochte sich kaum noch bewegen, war unmotiviert und lethargisch. Schon immer war schwankende Unsicherheit unabhängig von Auslösern draussen auffallend, das hat sich in dieser Zeit massiv verschlimmert. Zuhause tauchten plötzlich «Panikattacken» mit Unruhe, Hecheln, Unwohlsein auf, zu schlimmsten Zeiten 1–2x täglich. Nach ca. 30 Minuten war der Spuk jeweils wieder vorbei. Dazu kam irgendwann nächtliche Unruhe auch mit Hecheln und deutlichem Unwohlsein. Nach einem ergebnislosen Tierarzt-Marathon bin ich irgendwann bei einer Schilddrüsen-Spezialistin gelandet, die eine autoimmune Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert hat. Die Symptome haben sich mit der Substitution der Schilddrüse in kurzer Zeit stark gebessert. Auffällig sind immer noch die Schwankungen draussen und die Anfälle Zuhause, die aber zum Glück an Ausmass sowie Häufigkeit enorm abgenommen haben. Ich habe auch das Gefühl sie ist physisch nach wie vor schneller erschöpft und weniger belastbar. Deswegen und weil die Schilddrüsenwerte trotz relativ hoher Dosierung noch zu niedrig sind, haben wir nun auf Vektorkrankheiten getestet.

    Hier die aktuellen Werte von Laboklin:

    Toxoplasma-Antikörper-ELISA
    Toxopl. IgG (EIA) 18.10 LE < 50 Toxopl. IgM (EIA) 22.90 NTU < 9

    Neospora-Antikörpernachweis
    Neospora-AK (IFT) < 1:50 < 1:50

    Borreliose-Antikörper:
    Borr IgG (EIA) 3.4 VE < 8 Borr IgM (EIA) 9.1 VE < 8

    Babesia canis-Antikörper (IgG)
    B.canis AK (EIA) 20.94 TE < 14 –> war im Juni letzten Jahres bei 37.4, PCR negativ

    Ehrlichia canis - Antikörper (ELISA)
    E. canis (EIA): 9.32 TE < 14 –> war im Juni letzten Jahres bei 0.1

    Leishmanien-Antikoerper
    Leish-AK (EIA) 0.77 LE < 0.90

    Rickettsia conorii/felis Antikörper (IFT)
    Rick.con. AK (IFT) < 1:128 < 1:128

    Dirofil.-AG (ICA), Filarien-PCR, Hep.canis-PCR, Anapl. platys-PCR war alles negativ.



    Seht ihr hier Handlungsbedarf oder eine mögliche Ursache? Die Tierärztin meinte das übersteigt ihr Wissen.
    Ich wäre sehr dankbar für eine erste Einschätzung!

  2. #2
    Forum-Team Avatar von henri
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    Hallo, herzlich willkommen Die Babesiose kann man behandeln, muss es aber nicht. So in etwa ist der Wortlaut der Fachleute in entsprechenden Publikationen. Wenn ein Hund mehrere Mittelmeerkrankheiten erwischt hat, dann würde man schon eher dazu raten die Babesiose zu behandeln, weil sie dann als erledigt gilt. Aber in Bezug auf die Panikattacken glaube ich nicht an eine Ursache durch die Babesien, da würde ich eher bei der Schilddrüse weitermachen und versuchen, dass sie gut drauf eingestellt wird.
    Viele Grüße
    Michaela


    Befunde Enia
    Befunde Joschi

  3. #3
    registrierter Teilnehmer Avatar von Geli.
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    Wenn die Schilddrüsenwerte noch nicht stimmen, ist sie noch nicht richtig eingestellt.
    Wieviel L-Thyroxin bekommt sie denn täglich und wie oft? Was wiegt sie denn? Wie hoch ist den zur Zeit der T4?

    Es gibt Hunde, da reicht L-Thyroxin nicht aus. Da muss zusätzlich T3 substituiert werden.
    Geändert von Geli. (10.04.2022 um 01:00 Uhr)
    LG Geli
    Mit Herzerfrischer Yoshi und Herzerfreuer Ruben
    Für immer ❤️ Herzerwärmer Bruno
    Ich halte keine Hunde, ich lebe mit ihnen.

    Befunde Ruben

  4. #4
    Canis
    Gast
    Vielen Dank für die Antworten!

    Und bei der Toxoplasmose und Borreliose seht ihr keinen Handlungsbedarf? Werden da nur höhere Antikörper-Werte behandelt? Die IgM Antikörper deuten ja auf eine akute Infektion hin, oder?

    Die Schilddrüse wird aktuell eingestellt, sie braucht halt eine ziemlich hohe Dosis und da die Vektorkrankheiten einen grossen Einfluss auf die SD-Werte haben, haben wir da nachgeforscht. Wir sind gerade von 800 Forthyron täglich auf 900 und wahrscheinlich gehts in 2 Wochen weiter rauf auf 1000. Sie wiegt 22kg, der T4 (sollte unter Substitution über 3.8) ist noch ziemlich tief und solange der nicht hoch kommt, kann man laut der SD-Expertin den T3 gar nicht wirklich beurteilen.

    Die aktuellen Were:
    T4 basal (LIA) 3.6 μg/dl 1.3-4.5
    T3 (LIA) 38.83 ng/dl 20-206

  5. #5
    Canis
    Gast
    Noch vergessen: Die plötzlichen Anfälle Zuhause sahen vor der Substitution nach Panikattacken aus, inzwischen ist sie bei den Anfällen zwar noch unruhig, aber nicht mehr panisch. Man sieht deutlich, dass ihr unwohl ist, sie zeigt hecheln und Stresssignale. Ob sie dabei Schmerzen hat ist unklar.

  6. #6
    Forum-Team Avatar von henri
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    Gegen Toxoplasmose gäbe es eh keine ursächliche Therapie und Borreliose haben viele zwar einen pos. Titer, sind aber nicht erkrankt. Hunde erkranken idR sehr sehr selten an Borreliose, anders als wir Menschen. Der IgM ist ja auch nur eben gerade so überm Referenzwert, der würde stark steigen, wenn es sich um eine akute Infektion handen sollte, dann müssten auch weitere Symptome da sein, wie zB Fieber und Gelenkentzündungen. Viele Hunde haben einen positiven Titer, sind aber nicht an Borreliose erkrankt. Wer sich zB gegen Corona hat imfen lassen, der hat ja auch einen positiven Titer, oder wer Corona durchgemacht hat. Also ein Titer alleine sagt erst einmal nur aus, dass es einen Kontakt mit dem Erreger gab und der lag irgendwann in der Vergangenheit, weil es immer ein paar Wochen dauert, bis die Antikörper vom Immunsystem produziert wurden.

    Heute werden bei Borreliose auch eher selten die Igs bestimmt, weil die ungenau sein können, wenn ein Hund zB gegen Leptospirose geimpft ist, weil der Test da kreuzreagiert. Daher gehen die Labore mehr und mehr dazu über den C6 zu bestimmen, weil der ganz genau nur die Borrelioseantikörper misst. Wenn mein Hund so starke Probleme hat und ich unsicher bin, ob nicht doch vielleicht die Borrelien bei ihm zugeschlagen haben, untypisch hin oder her, dann würde ich wohl zur Sicherheit noch einen C6 bestimmen lassen.
    Viele Grüße
    Michaela


    Befunde Enia
    Befunde Joschi

  7. #7
    registrierter Teilnehmer Avatar von Geli.
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    Über 40 mcg/kgKM an Forthyron ist schon hoch. Der T4 bei 3,6 ist doch recht anständig. Wird das Blut zur Bestimmung zwischen 11 und 14 Uhr abgenommen? Da steht der T4 am höchsten und sollte zu dieser Zeit bestimmt werden.

    Mir fallen jetzt 2 Möglichkeiten ein, die du mit deiner Ärztin noch abklären kannst:

    1. Vielleicht gibst du schon zu viel Forthyron. Bei meinem Sheltie (auch autoimmune Thyreoiditis) waren 23 mcg/kgKM noch zu wenig und 30 schon zu viel. Ich gebe jetzt dazwischen und das passt toll. Hast du evtl. beim Erhöhen der Dosierung einen Punkt gehabt, wo es besser war und sich dann mit weiterer Erhöhung wieder verschlechtert hat? Dann kann sein, dass du schon zu viel gibst.

    2. Der T3 ist arg niedrig. Möglicherweise braucht dein Hund auch Substitution von T3. T3 wird in der Hauptsache aus T4 durch spezielle Enzyme hergestellt. Wenn da etwas gestört ist, kann keine ausreichende T3 Produktion stattfinden und es muss ebenfalls substituiert werden.

    Ich finde diese Info von Thieme Connect zum Thema SD sehr gut.
    https://www.thieme-connect.de/produc...042-113537.pdf

    Mir hat auch das Buch
    Dr. Jekyll & Mr. Hund
    sehr geholfen.

    Edit:
    Sowohl die schwankende Unsicherheit, als auch die wenige Belastbarkeit bzw. schnelle Erschöpfung können auch Symptome der SDU sein. Wie hoch ist denn ihr Puls? Hier war der zu Anfang bei 48. Was ja viel viel zu wenig ist. Nun ist er bei 60-64. Was immer noch nicht hoch ist, aber Yoshi ist viel spritziger und kann wieder gut mithalten.
    Geändert von Geli. (10.04.2022 um 12:06 Uhr)
    LG Geli
    Mit Herzerfrischer Yoshi und Herzerfreuer Ruben
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    Befunde Ruben

  8. #8
    registrierter Teilnehmer
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    474
    Zitat Zitat von Canis Beitrag anzeigen
    ... Begonnen hat es vor einem Jahr mit einem sich verschlechternden Allgemeinzustand. Sie hat sich sehr untypisch zurückgezogen, mochte sich kaum noch bewegen, war unmotiviert und lethargisch. Schon immer war schwankende Unsicherheit unabhängig von Auslösern draussen auffallend, das hat sich in dieser Zeit massiv verschlimmert. Zuhause tauchten plötzlich «Panikattacken» mit Unruhe, Hecheln, Unwohlsein auf, zu schlimmsten Zeiten 1–2x täglich. Nach ca. 30 Minuten war der Spuk jeweils wieder vorbei. Dazu kam irgendwann nächtliche Unruhe auch mit Hecheln und deutlichem Unwohlsein.
    Hallo,

    dieses Krankheitsbild kommt mir bekannt vor.
    Du schreibst von einem Tierarzt-Marathon.

    Darf ich fragen, ob dabei die Blutwerte (komplettes Organprofil und großes Blutbild) untersucht wurden, um eine nicht auf die Schilddrüse zurück zu führende Erkrankung auszuschließen?
    Wurde der gesamte Bauchraum geschallt und geröntgt?
    Wenn nicht würde ich das unbedingt machen lassen.
    Auch die Herzfrequenz sollte bei einer Schilddrüsenunterfunktion untersucht werden, weil sie bei solchen Hunden oft erniedrigt ist. Das wäre dann evtl. eigenständig zu bewerten und zu behandeln, allerdings auch im Zusammenhang mit der SDU zu sehen.

    Autoimmunerkrankungen sind leider multifaktoriell. Ich kann leider davon ein Lied singen, weil mein Caspar gleich mehrere hat. Auch wir haben ein Marathon hinter uns. Das Gute und für dich vielleicht Tröstliche, Caspar hat es geschafft.
    Es ist nicht leicht, die am stärksten auslösenden Faktoren zu finden. Es kostet leider viel Zeit und noch mehr Geld.

    Caspar musste vor ein paar Tagen wieder gründlich untersucht werden. Dabei stand auch die Schilddrüse auf dem Programm.
    Die auf Schilddrüsenerkrankungen spezialisierte Tierärzte akzeptierte die Blutabnahme nicht, weil der zeitlich Abstand zwischen Verabreichung des Schilddrüsen Medikaments und Blutabnahme nicht stimmte. Dieser muss zwischen 4 und sechs Stunden liegen. Die Tageszeit ist egal.
    Auch Caspar's SD-Werte sind im unteren Bereich. Das ist für ihn aber völlig normal. Sie dürfen nicht erhöht werden.

    Wenn du bei einer Schilddrüsenspezialistin bist, wird sie bestimmt auch untersucht haben, ob die erniedrigten Werte nicht auf einer NTI beruhen.
    Diese wäre dann anders zu behandeln. Bei meinem Caspar musste das auch alles abgeklärt werden, und ich bin froh, dass ich es habe machen lassen.
    Es gibt ja leider viele Erkrankungen bei denen der Körper die Werte als Schutzfunktion nach unten reguliert.
    So wurde es mir jedenfalls erklärt.

    Alles Liebe und Gute
    Geändert von Wurzel (10.04.2022 um 13:35 Uhr)
    Liebe Grüße Babs mit Caspar
    Timmy im Herzen

    Befunde Caspar

  9. #9
    Canis
    Gast
    Danke, das hilft mir schon weiter. Dann halte ich die Bestimmung des C6 im Hinterkopf, hoffe ich finde noch eine Tierärztin, die sich auf diesem Gebiet auskennt und über die Werte schaut. Aber so wie es hier klingt, scheint es ja eher unwahrscheinlich, dass die Ursache bei den Vektorkrankheiten liegt.

    Genau, die Kontrollwerte der SD wurden immer 4–6 Stunden nach Medikamentengabe genommen. Laut der Spezialistin sind Hunde mit solchen Symptomen oft erst bei einem T4 von mindestens 3.8 im Wohlfühlbereich. Dass der T3 zu niedrig ist, wissen wir. Sie meinte aber zuerst müssen wir den T4 noch etwas höher bringen, damit der T3 überhaupt aussagekräftig ist. Über eine mögliche Umwandlungsstörung haben wir auch schon gesprochen. Da ich ganz ganz viele Tierärzte erlebt habe, die sich da überhaupt nicht auskennen und sie weit als Expertin für Schilddrüsenerkrankungen bekannt ist, vertraue ich ihrer Einschätzung.

    Wir haben bisher untersucht:

    – Mehrere grosse Blutbilder – Hämatokrit mehrmalig auffällig hoch, wurde schlussendlich mit Stressreaktion bei Blutabnahme begründet, weil auf alle anderen Verdachte negativ. Weitere leicht auffällige Werte, zu viele um hier aufzuzählen.

    – Thoraxröntgen – war auffällig, Verdacht auf komplizierte Herzmissbildung wie Fallotsche Tetralogie, allenfalls primäre Pulmonäre Hypertonie nach Thromboembolismus – konnte durch Herzultraschall ausgeschlossen werden, EKG Ergebnis (Hund war wach und gestresst) Sinusarrhythmie 120/min, nichts was die Symptome erklären könnte.

    – Kopf-MRI – Zeigt soweit keine Anomalien. Auf der rechten Seite des Kopfes in Höhe des Mundes ist ein Suszeptibilitätsartefakt vorhanden. Eine Liquorentnahme kann noch in Betracht gezogen werden, wenn sie klinisch angezeigt ist, da eine entzündliche Erkrankung nicht ausgeschlossen werden kann. Andere Differentialdiagnosen, die nicht ausgeschlossen werden können, sind zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen.

    – Untersuchung subkutaner Knoten – Ausstrichproben: Gemischte, hauptsächlich Iymphoplasmazytische und makrophage Entzündung.Vermutug Reaktion auf Fremdmaterial und ist wie prognostiziert nach 1–2 Monaten von selbst wieder verschwunden.

    – Gelenkspunktion – Konsistent mit leichter degenerativer Erkrankung. Befunde in den Gelenken sind nur leicht und daher von fragwürdiger Bedeutung, schließen aber eine entzündliche oder
    infektiöse Arthropathie aus.

    – Ultraschall Abdomen – Keine sonographische Veränderung sichtbar

    Ihr seht, wir haben ausser der SDU keine Ursachen gefunden, diverse Tierärzte waren ratlos und deswegen behandeln wir seit Oktober die Schilddrüse und haben seitdem nebst den Vektorkrankheiten und Kontrollwerten nicht weiter nachgeforscht. Die Symptome haben sich seither auch massiv gebessert, sind aber halt immer noch da.

    Den Ruhepuls kann ich nur selbst messen, weil sie beim TA so gestresst ist. Der ist meiner Meinung nach immer was zwischen 50 und 60. In der Praxis ist er dann unter Panik logischerweise viel höher und ich glaube die Tierärzte denken ich bin einfach unfähig. Kann ich nachvollziehen und ich bin auch ungeübt, habe aber an verschiedenen Tagen schon mehrmals gemessen und der Puls lag immer in diesem Bereich. Da hat sich mit der Substitution nichts verändert.

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